Gedanken zu Jubilate

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Predigt für JUBILATE

                                 über Johannes 15, 1-8,

                                                             gehalten am 10.5. 2003

                                                                                  in St. Michaelis, Hildesheim (PEU)

 

Der wahre Weinstock

„ Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger. “

 

                                                                      A.

 

Als Gärtner bin ich wohl nicht sehr geschickt.

An meinem Pfarrhaus in Augsburg rankt sich ein Weinstock vom Garten zum Balkon. Vor zwei Jahren habe ich ihn unsachgemäß, vor einem Jahr überhaupt nicht beschnitten. Als ich im letzten Winter die Pflanzenschere ansetzte, um die wirren Verzweigungen abzuschneiden, zweifelte ich, ob der verholzte Weinstock meine Behandlung überstehen würde. An einer Stelle war die ursprüngliche Richtung des Wuchses nicht mehr herzustellen. Nur ein Seitentrieb war stehen geblieben. Nun schnitt ich diesen ab und schonte nur die erste Abzweigung, die in die ursprüngliche Richtung wies. Ob der Lebenssaft diesen Umweg würde nehmen können? Ich fürchtete, der ganze Weinstock würde verdorren und zu Brennholz gemacht werden müssen.

Aber gestern, ehe ich abreiste, sah ich das scheinbar tote Holz kräftig austreiben, zu meiner Beruhigung auch an der fraglichen Stelle. Ich staunte, wie viel Lebenskraft in diesem Weinstock steckt, und wieviel unsachgemäße Behandlung er erträgt. Wenn das Wetter bleibt, wie Anfang Mai, könnten wir Ende September Trauben pflücken.

 

                                                                        B.

Das Evangelium des morgigen Sonntags Jubilate ist die Bildrede Jesu vom Weinstock und seinen Reben, die entweder wieder ausschlagen oder, weil verdorrt, abgeschnitten werden müssen.

Klaus Berger schreibt: Das ist ein soziologischer Text ( „Im Anfang war Johannes“, Quell 1997, 199 ), der die Frage behandelt, „inwiefern die Gemeinschaft mit Jesus ein verändertes Handeln der Christen ermöglicht“ (200). Er handelt also von uns: unserer Motivation und unserer Lebensweise,- inwiefern sie „christlich“ ist.

Europa galt einmal als christlich. Allerdings wird man, wenn man diesen Bibeltext ernst nimmt, sich vor Verallgemeinerungen hüten. Es gab wohl immer Reben, in denen ´das Christliche` vertrocknet ist; und einige brachten Frucht.

Immerhin könnte die Tatsache, dass wir heute diese „tausendjährige Gottesburg, St. Michaelis“ nicht wie ein Museum besichtigen, sondern hier Gottesdienst feiern, als ein Lebenszeichen gelten. Jesus sagt: „Ich bin der wahre Weinstock; mein Vater ist der Weingärtner“, und ihr seid Reben an mir.- ´Bleibt` es dabei?

 

I.

Die Bildrede Jesu beginnt mit der Feststellung, dass das nicht gesichert ist. Es ist möglich, dass eine Rebe „nicht Frucht bringt“, „verdorrt“ und dann abgeschnitten werden muss.

Im Jahr 417 hat im heutigen Algerien Augustinus, der Bischof von Hippo Regius, in einer Predigt über diesen Text gesagt: „Wenn“ die Worte Jesu „bloß im Gedächtnis haften und im Leben sich nicht zeigen, dann wird die Rebe nicht zum Weinstock gerechnet, weil sie kein Leben aus der Wurzel zieht“ ( Bibl. d. KV, Bd. VI, 1914, 124 ).- Das „Bewusstsein des geistig-religiösen und sittlichen Erbes“ wird kaum genügen, wenn dieses Erbe nicht zur lebensbestimmenden Kraft wird.- Augustinus sagte: „Viele behalten“ die Worte Jesu nur „im Gedächtnis, um sie zu verachten oder sogar sie zu verlachen und zu bekämpfen. In diesen bleiben die Worte Christi nicht, die sie gewissermaßen  nur berühren, nicht an ihnen hängen, und darum werden sie für sie nicht zum Segen.“

Und Dostojewskijs Staretz Sossima meinte, „in vieler Hinsicht“ gebe es in Europa „überhaupt keine Kirchen mehr, sondern verblieben“ seien „nur Kleriker und prachtvolle Kirchenbauten“ ( „Die Brüder Karamasoff, Piper 1980, 106 ). Sonst würde doch nicht soviel „Gleichgültigkeit“ gegen Menschen herrschen, besonders gegen Gescheiterte und Schuldiggewordene, „ohne das geringste kirchliche Mitleid“.

 

Die „tausendjährige Gottesburg“ würde uns leer erscheinen, wenn hier nicht mehr gesungen würde: „Ein feste Burg ist unser Gott.“ Und: „Mit unsrer Macht ist nichts getan,/  wir sind gar bald verloren.“ Doch „es streit` für uns der rechte Mann,/  den Gott hat selbst erkoren./  Fragst du, wer der ist?/  Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth,/  und ist kein andrer Gott.“

 

Das bloße „Bewusstsein“ eines geistig-religiösen Erbes“ genügt wohl nicht. Jesus sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Es kommt nicht viel Hilfreiches zustande, ohne reale Lebensbeziehung zu dem auferstandenen Christus, „der lebt und regiert in Ewigkeit“.

Bei der Feier des 90. Geburtstags Ottos von Habsburg sagte mir auf der Treppe der Münchner Residenz ein Medienbeauftragter des Vatikans: ´In allen Konfessionen unterscheiden sich heute die, die wirklich an den lebendigen Gott glauben, von denen, die nur, mehr oder weniger anhänglich, ein christliches Erbe hüten.`

 

II.

Aber es gibt nicht nur entweder abgestorbene oder fruchtbare Reben, sondern auch mehr oder wenige fruchtbare.

Jesus sagt, sein „Vater“, der „Weingärtner“,- also Gott selbst,- „reinigt“ jede Rebe, die Frucht bringt, „dass sie mehr Frucht bringe.“

Das klingt verheißungsvoll.- Einerseits lässt alles christliche Leben zu wünschen übrig. Es weist Mängel auf. Wir kommen nicht umhin, jeden Gottesdienst mit dem Sündenbekenntnis zu beginnen. Man kann uns kritisieren. Und vor Gott sagen wir: „Meine Schuld, meine übergroße Schuld.“ Aber andererseits arbeitet Gott an uns. Er beantwortete das Sündenbekenntnis mit der Absolution. Und in jedem, der mit ihm in Verbindung bleibt, arbeitet er darauf hin, dass er ´besser` wird und „mehr Frucht“ bringt. Der Ertrag kann gesteigert werden.

Daraus folgt: Wer  sich selbst als Rebe am Weinstock Christi versteht, wird gegenüber Mitchristen tolerant sein, ihnen zubilligen, dass sie Fehler begehen,- wird diese Fehler auch benennen, aber nicht verurteilend, sondern in der Erwartung, dass sie korrigierbar sind.. Er rechnet damit, dass Gott auch diese Reben „reinigt“, wie ihn selbst, und dass sie dies bei allen Unterschieden gemeinsam haben.

Von Europäern, die nur Traditionen pflegten, wäre nicht viel zu erwarten. Im Ersten Gesang des „Befreiten Jerusalem“ sagt Torquato Tasso: „der baut auf Sand, der nur auf Erdenstützen /  ein neues  Reich zu gründen sich vermisst“ ( 25, „su fondamenti....mondani“ ). „Glorreicher Schall der Namen und der Tat-/  war unser nicht; dem Himmel war´s zu danken,/  der wundervoll auf unsre Seite trat“ (26).

„Ohne mich“- „nichts“, sagt Jesus; aber „wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht“, immer „mehr“. Da stehen Fortschritte in Aussicht.

 

III.

Es kommt also auf das „Bleiben“ an. „Bleibt in mir“,  sagt Jesus: bleibt in Verbindung.

Während der Wochen des umstrittenen Irak-Krieges erschienen in fast allen größeren Zeitungen Berichte, meist voll Befremden darüber, dass Mitglieder der gegenwärtigen amerikanischen Regierung kein Geheimnis daraus machen, dass sie, wie viele andere Amerikaner, ihren Arbeitstag und auch gemeinsame Besprechungen mit Wort Gottes und Gebet zu beginnen pflegen.

Ich empfand es als eine der seltsamsten Verworrenheiten in Europa, dass an dieser Art der Verknüpfung des politischen Alltagsgeschäfts mit dem christlichen Glauben nicht nur spottende Journalisten und agnostische Politiker, sondern auch evangelische Bischöfe Anstoß nahmen. Als schicke es sich nicht, offen zu bekennen, dass man sich zu Christus bekehrt hat. Als sei es unseriös, davon zu reden, dass man bestrebt ist, zwischen seinem Glauben und den Entscheidungen, die täglich zu treffen sind, eine Verbindung herzustellen. Als ob das Verstecken der Religion in der Privatsphäre das überzeugendere Christentum wäre.

Es wird viel zu kritisieren bleiben. Menschen machen Fehler. Und unsere Motive sind nicht immer lauter.

Aber der Versuch, mit Christus in Verbindung zu bleiben und seine Worte zu behalten, sie nicht nur, wie Augustinus sagte, zu „berühren“, sondern „an ihnen“ zu „hängen“, ist im Sinne dieses Evangeliums nicht zu tadeln, sondern wäre  auch für europäische Politiker vorbildlich.

Jesus sagt: „ihr seid schon rein wegen des Wortes, das ich zu euch gesagt habe“. Wer sich täglich Gottes Wort sagen lässt, an dem arbeitet Gott, so dass er nach und nach „mehr Frucht bringt“.

In der Auslegung dieses Textes hat Augustin die berühmten Sätze über die Sakramente formuliert: Ohne das Wort wäre das Sakrament nichts. „Nimm das Wort weg,- was ist dann das Wasser, als eben Wasser?“-, bzw. Brot und Wein. „Es tritt das Wort zum Element, und es wird das Sakrament, auch dieses gleichsam ein sichtbares Wort“ (119).

Europa bedarf christlicher Katechese. Jesus sagt: „Darin wird“ Gott „verherrlicht“, dass ihr bei mir lernt und „meine Jünger werdet“.

Europa braucht wohl viele ´Jahre der Bibel` und damit verbunden, des anhaltenden Gebets um den Heiligen Geist.

„Wenn meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden.“

 

                                                                                    C.

Am Sonntag nach Ostern hörte ich in einem großen Münster eine gut formulierte, aber etwas kühle Predigt über den zweifelnden Thomas, in der gesagt wurde, dass jeder Mensch ´Zeit brauche`- und ihm die ´Zeit gelassen` werde, allmählich und auf seine eigene Weise zum Glauben zu finden,- was ja auch stimmt..

Aber anschließend sah ich in der kleinen gotischen Friedhofskapelle neben dem Münster und auf dem Platz davor Menschen dicht gedrängt stehen, die diese ´Zeit` schon hinter sich zu haben schienen. Russen feierten Ostern. Und ich hatte den Eindruck, dass sie wirklich glaubten, als sie riefen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!“

Das ehemals Christliche, das keine lebendige Beziehung zu dem auferstandenen Christus mehr hat, hat  nach diesem Bildwort Jesu kaum Überlebenschancen. Es vertrocknet und wird eines Tags verbrannt.

„Der Himmel“ tritt nur „wundervoll“ auf die Seite derer, die in persönlicher „Verantwortung vor“ dem lebendigen „Gott“ ihre Arbeit tun,- ob das nun in der Verfassung steht oder nicht.

 

Amen!

 

Pfarrer Dr. Wolfhart Schlichting



JOHANNES  15,1-8;   PREDIGT:

 

Der wahre Weinstock:

„ Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger. “

 

Durch unser Dranbleiben an Jesus Christus kommt unser Leben zur Blüte und es reift die Frucht. Deshalb ist uns zum Jauchzen zumute. Durch unsere Gottesbeziehung lohnt sich das Leben, sodass darüber ein gewisser Glanz liegt, weshalb wir jubilieren können. Alle, die sich Jesus Christus öffnen, erleben die wahre Lebensqualität und sie werden reich beschenkt. Wer das begriffen und ergriffen hat, der ist selig. Wohl dem, der sich diesem Lebensbaum Jesu öffnet.

Künstler haben schon viele Bilder von diesem Lebensbaum Jesu gemalt. Weil bei uns der Weinstock weniger bekannt ist, nahmen sie dafür die mächtigen Bäume, die wir kennen. Und die Zweige sind z. B. die verschiedensten Konfessionen und Freikirchen. Alle sind in diesem Lebensbaum eingepfropft, die Jesus Christus anerkennen. Das ist ja auch der Unterschied zu all den Sekten und Irrgeistern. Auch innerhalb der Konfessionen gibt es diesen Unterschied. Alle, die Jesus nicht als den Christus anerkennen, sind schon abgeschnittene Reben, Zweige, die nicht mehr dazu gehören. Oder denken wir an das Gleichnis von den 10 Jungfrauen: die fünf Törichten gehören nicht dazu, obwohl sie mit auf dem Weg sind.

Das soll uns keine Angst einjagen, wohl aber eine Mahnung sein, an Lebensbaum Jesu zu bleiben; nie mehr diese Verbindungen zu verlassen.

Diese liebende Verbindungen zur Jesus Christus ist das Markenzeichen der Christen. Es sollte auch das Markenzeichen unsere Kirche sein. Alles andere können die Vereine viel besser. Aber den Glauben an Jesus Christus kann uns nur die praktizierende Gemeinde vermitteln. Alle Diener der Kirche und alle recht gelebte Diakonie hat als übergeordnete Aufgabe, ein Beispiel für den Glauben zu sein; ein Zeugnis für ihre Verbundenheit mit Christus zu geben und die Menschen zum Glauben zu führen.

Jubilate, jubilieren, jauchzen ist mehr eine innere, stille Erfahrung. Es ist die Gewissheit unserer Glaubenserfahrungen; unsere Freude über die erlebte Gemeinschaft mit Jesus Christus. Erst der nächste Sonntag Kantate zeigt uns die ganze Bandbreite der jubilierenden Kirchenmusik, die vor allem nach außen dringen will.

Es gibt ein Vergnügtsein in Jesus. Das macht uns im Glauben fest und beständig und nicht mehr wankelmütig oder zweifelhaft. Drei Erfahrungen sind erlebbar: 1) Jesus ist der wahre Weinstock und der Vater der Weingärtner. 2) Wir sind in Jesus angepfropft: Er in uns und wir in ihm. 3) Unser Leben darf Früchte tragen. Die befruchtete Blüte reift zur Frucht.

 

1) Jesus ist der wahre Weinstock und der Vater der Weingärtner! „Ich bin der wahre Weinstock“, ist eines der 7 „Ich- Bin- Worte“ Jesu. Diese stellen einen gewaltigen Anspruch dar. Mission ist nicht überflüssig, sondern sehr, sehr nötig. Natürlich muss sie recht verstanden sein. Falsch ist alle gewaltsame Missionierung; alles, was man mit der „Knopfloch Mission“ bezeichnet; alle Missionierung ohne Reinigung, ohne Bekehrung. Wenn unser Leben mit Jesus Christus stimmt, dann sind wir auch immer rechte Missionare. Hinausgehen können nur wenige. An der Spitze stehen können nur wenige. Aber als Gemeinde ist jeder wichtig und nötig und natürlich auch jeder herzlich willkommen.

Es heißt hier, der Vater ist der rechte Weingärtner, der Gärtner! Er wartet den rechten Augenblick ab. Dann gilt es, die Wildtriebe abzuschneiden und die fruchtbringenden Triebe auf die rechte Länge zu schneiden. Und das ganze Jahr über bringt er die rechte Pflege auf. D. h. Gotte bemüht sich um uns. Er zeigt und führt uns den rechten Weg. Er schenkt und seine Zufälle und Schicksale. Er will uns und er liebt uns. Er ist uns täglich nahe. Der Segensgruß verdeutlicht zweimal, dass sein Angesicht uns hilfreich und gnädigst zugewandt ist. Er kennt zur Genüge unsere Situation und Lage. Wenn es nötig ist, kann er unsere Situation in einem Augenblick ändern. Er schenkt uns aber auch das rechte Durchhaltevermögen in den Stürmen des Lebens.

Der größte Ausfluss der Liebe Gottes ist die Pflanzung des Weinstockes Jesu. Damit ist beides gemeint: Weihnachten und Ostern. Und mit dem Pfingstfest ist für uns gesehen beides zusammengefasst! Jesus Christus stellt die verlebendigte Liebe Gottes dar. In ihm und mit ihm und durch ihn haben wir die unkomplizierte Möglichkeit des Kontaktes mit Gott. Je mehr wir dazu den einfältigen Glauben leben, um so mehr erfahren wir diesen Wahrheitsgehalt. Er ist von Gott dazu gegeben, die Neuschöpfung aufzubauen und zur Vollendung zu führen. Dazu ist er gepflanzt, gesetzt und bevollmächtigt. Das ist die letztgültige und endgültige Wahrheit über dieser Welt. Das gilt für Zeit und Ewigkeit. Daran ist nicht zu rütteln und zu zweifeln.

Der Weingärtner und der Weinstock ist in Johannes 3,16 zusammengefasst: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben!“

 

2) Wir sind in Jesus eingepfropft: Er in uns und wir in ihm! Dasselbe wird ausgedrückt in der Aussage des Leibes Christi, bei dem wir ein Glied am Leibe sind. Bei der Taufe heißt es, dass wir mit ihm gestorben und auferstanden sind. Wir kennen die biblisch begründete Neugeburt, Wiedergeburt, Bekehrung. Wir gehören zur Neuen Kreatur, zum göttlichen Geschlecht. Das alles ist durch Ostern möglich geworden. Wer das einmal geistlich begriffen, ergriffen und erlebt hat, der weiß, was damit gemeint ist. Das ist zuerst einmal ein grundsätzliches Geschehen, so wie ein Zweig in einen Stamm eingepfropft wird. Aber dann ist es ein tägliches Geschehen. Diese lebendige Beziehung zu Jesus Christus ist zwar ein unverdientes Geschenk. Aber auch diese Beziehungen gilt ist zu pflegen und auszuleben. Da gilt ist täglich neu in dem einfältigen Glauben zu stehen und ihm ganz zu vertrauen. Auch da ist kein Meister vom Himmel gefallen. Da dürfen wir allezeit Lernende sein, weshalb wir auch Jünger, Schüler Jesu genannt sind.

Es brandet immer wieder sehr viel an unser Leben an. Wir stehen in den Spannungsfeldern dieser Erde, dieser Welt. Auch in uns kämpfen immer wieder zwei entgegen gesetzte Mächte. Von diesem Gesichtspunkt her gesehen ist dieses Bleiben in Jesus ganz wesentlich. Denn nur er hat die Macht, uns recht zu führen und zu leiten. Deshalb bitten wir ja im Vaterunser: „Vergib uns unsere Schuld, führe uns nicht in Versuchung und bewahre uns vor dem Bösen." In der Komplet, dem Nachtgebet, wird immer wieder 1. Petrus 5,8 gesungen: „Seid nüchtern und wacht, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht fest im Glauben!“ Ich sehe das bildhaft: Er geht „umher“ wie ein brüllender Löwe! D. h.: Wenn ich im Zentrum Jesu lebe, hat er keine Macht an mir. Nur wenn ich mich von Jesus entferne, hat er Einfluss auf mich. Denn er muss außen vor bleiben. Oder wie bei einer sich drehenden Scheibe kann ich mich nur halten, wenn ich in der Mitte stehe. Je weiter ich mich nach außen begebe, desto größer werden die Fliehkräfte und irgendwann wirft es mich herunter, hinaus.

Wir bleiben in Jesus und er bleibt in uns, wenn wir unter dem Segen, unter den Fittichen Gottes stehen bleiben. Dann wächst und reift unser Leben, unser Glaube, zum vollkommenen Leben, zum vollendeten Leben in Gott.

 

3) Unser Leben darf Früchte tragen. Die befruchtete Blüte reift zur Frucht. Wenn bei einem Obstbaum die Blüte befruchtet wird, dann ist es ein langer Weg, bis daraus eine Frucht entsteht. Und der Weg ist noch wesentlich länger, bis daraus wieder ein Obstbaum wird, der Früchte tragen kann. Das gilt auch für das geistliche Leben eines Christen. Ein neugeborener Christ hat einen langen Weg vor sich, bis er, - geistlich gesehen -, zeugungsfähig wird. Wundern wir uns deshalb nie! Gerade auch ein Christenleben kennt viel Auf und Ab. Manche Stellen der Schrift bezeichnen dies mit einer Prüfungszeit. Wobei aber Gott nicht der lästige Prüfer ist. Sondern wir haben selbst anhand der Schrift und der Gebote die Prüfungskriterien vor uns. Daran dürfen wir die täglichen Erlebnisse prüfen und wir sollen uns recht entscheiden. Also Gott überlässt uns selbst die Prüfung.

In der Bibel ist klar ausgedrückt, dass Gott unsere Frucht erwartet. Aber auch das ist weniger eine Forderung, sondern wesentlich mehr ein Geschenk. D. h. wir müssen uns nicht überflüssig vorkommen; wir brauchen nie Minderwertigkeitskomplexe haben. Unser Leben und unsere Dienste haben einen Sinn und Zweck. Jeder ist vor Gott gleichwertig willkommen. Die Unterschiede, die wir Menschen machen, kennt Gott nicht. Im Gegenteil wertet Gott die auf, die bei den Menschen als die Unmündigen bezeichnet werden. Die so genannten "Stillen im Lande" sind bei Gott sehr geschätzt. Was wir da im Verborgenen tun, vergilt er uns öffentlich.

Zusammenfassend könnte man sagen: Die Summe aller Früchte ist der Aufbau des Reiches Gottes, die Neuschöpfung Gottes. Da ist es klar, dass unter dieser Überschrift die verschiedensten Aufgaben, Dienste und Einsätze nötig sind. Da gibt es zwar äußere Unterschiede. Aber bei Gott sind alle gleichwertig. Von ihm werden sie als die Früchte gesehen, die nötig und richtig sind.

Bedenken wir dabei allezeit, dass die Früchte nicht zum Eigenverzehr gedacht sind, sondern für unsere Nächsten und für das Reich Gottes. Sie gelten auch dafür, dass das Zusammenleben und Zusammenstehen klappt. Andere Bibelstellen sagen, dass wir an den Früchten erkannt und beurteilt werden. Aber wir werden durch sie nicht selig. Das werden wir nur durch den Glauben; durch unser Bleiben am Stamme Jesu!

 

Alle praktizierende Christen kennen das Bleiben am Stamme Jesu und erleben die Blütezeit und das Früchtetragen. Deshalb ist ihnen zum Jauchzen zumute. Das will uns der heutige Sonntag wieder neu schenken und dazu befähigen. Durch unsere Gottesbeziehung lohnt sich unser Leben, sodass darüber ein gewisser Glanz liegt, weshalb wir jubilieren können. Wir erleben die wahre Lebensqualität, durch die wir reich beschenkt werden. Wohl dem, selig ist, der sich diesem Lebensbaum Jesu öffnet.


Bruder Georg



1. JOHANNES 5,1-4;   PREDIGT:

 

„ Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. “

 

In diesem Predigttext ist die Aussage geprägt, die Johannes in seinem Brief öfters bringt: Das "Von- Gott- Geboren- Sein"! Das Spezielle unseres Christseins ist die Geburt von Gott. Diese geht nur über die Entdeckung Jesu Christi. Wer ihn entdeckt hat, dem werden die Gebote Gottes leicht und der überwindet die Welt.

Christen erleben einen Herrschaftswechsel, bei dem Gott zur entscheidenden Größe in ihrem Leben wird. Demgegenüber verliert alles andere ihr Gewicht und ihren Glanz. Christen sind Geborene der Neuschöpfung Gottes.

Zuerst möchte ich unser Augenmerk auf dieses "Von- Gott- Geboren- Sein" lenken. Gott hat uns nicht adoptiert, sondern gezeugt. Dieser Unterschied ist wesentlich. Andere Stellen sprechen von Wiedergeburt und Neugeburt; z.B.: 2 Ko 5,1?: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Woher stamme ich? – „Von Gott!“ Lassen wir einmal unter dieser Tatsache vor unseren inneren Augen all das ablaufen, was in den vergangenen Tagen, Wochen, Monaten und Jahren in unserem Leben geschehen ist. Lassen wir uns dabei von Gott fragen: Habe ich sein Geschenk der Neugeburt ernst genommen? Hat täglich dieser Herrschaftswechsel stattgefunden, dass ich alleine das dachte, redete und auch tat, was von Gott ist? Entsprach mein Verhalten der Tatsache, dass ich Gottes Eigentum bin? Lebte ich als Geborener seiner Neuschöpfung? War ich ein Seismograph seiner sonst verborgenen Führungen?

"Woher stamme ich?" Haben wir keine Ausrede. Wenn mein Leben nicht dieser Zeugung aus Gott entsprach, dann waren nicht die anderen und die Umstände daran schuld, sondern allein ich. Bezzel hatte gesagt: Eine Taufe, die nicht zur Wiedergeburt führt, wird zum Fluch. D.h.: Wer seine Taufe ernst nimmt und die Wiedergeburt an sich geschehen lässt, dessen Leben wird zum Segen; der hat die Kunst des Christseins gelernt, ganz aus der Barmherzigkeit Gottes zu leben; der lässt sich von Gott aus dem Rachen der Angst reißen und in seinen weiten Raum hineinstellen; der hat sich aus der Welt des Bösen herausretten lassen und steht nun im täglichen Bereich des Guten.

"Woher stamme ich?" Von Gott her ist alles bereitet und klar. Nun ist es meine ureigenste Angelegenheit, aus dem Kellerloch meiner Gefühle und aus der Froschperspektive meiner Kurzsichtigkeit heraus zu treten. Wir haben das tägliche Vorrecht, aus den Ruinen schreiender Ungerechtigkeiten, aus aller Schuld und Verkorkstheit dieses Lebens aufzuerstehen. Allein an "solchen" Stellen werden die Schlachten der Erlösung Jesu in unserem Leben geschlagen, wobei Gottes Arm wahrhaftig nicht zu kurz ist.

Beide Erkenntnisse sind wichtig: Rettung braucht nur der, der hoffnungslos verloren ist. Christen erkennen beides: ihre Verlorenheit, aber auch ihre Rettung. Und sie lassen sich retten, täglich neu! Nur "damit" bricht Jesus durch die Einsätze seiner rettenden Liebe die Fronten des Bösen auf.

"Woher stamme ich?" Niemand gebiert sich selbst. So gebiert uns hier Gott; wir sind von Gott Geborene. Er hat die Deichsel oder die Weiche unseres Lebens herumgeworfen. Nun darf all das gut werden, was so böse ausgesehen hatte. Lassen wir uns in dieses Wunder der barmherzigen Zuwendung Gottes hineinfallen. Wir brauchen nicht mehr auf das zu schauen, was uns ängstigen will. Auch vertrauen wir nicht mehr uns selbst. Sondern wir lassen uns in die Größe Gottes hinein nehmen. Das ist unsere tägliche gewaltige Aufgabe, mit der wir jeden bewussten Augenblick Tag und Nacht beschäftigt sind.

"Woher stamme ich?" Ist mein Groschen zu dieser Neugeburt von Gott gefallen? Jesus allein musste den Kelch des Leids bis zur Neige austrinken. Wir müssen das nicht mehr. Für uns ist dieser Kelch zum Kelch des Heils geworden. Wer noch den Kelch des Leids bis zur Neige austrinkt, ist selbst dran schuld. Gott hat uns wahrhaftig Neues geschenkt. Haben wir den vollen Mut, das Leben immer wieder im Glauben zu nehmen. Dies muss jede Generation neu entdecken. Das können wir nicht von Menschen vererbt bekommen, denn das behält sich Jesus selbst vor. Aber ein Zeugnis davon dürfen wir ablegen.

"Woher stamme ich?" Lebe ich noch 5 Sekunden vor 12 Uhr; also in der Angst vor dem Untergang. Oder lebe ich schon in der Morgendämmerung der Ewigkeit, in der zwar schon viele Schatten geworfen werden, aber doch das Wesentliche schon überwunden ist und diese Schatten gar weichen müssen?!! Die Führungen Gottes sind da, ganz gewiss da, auch wenn sie noch so verborgen sind. Seien wir wahrhaftig lebendige Seismographen für die Führungen Gottes. Wenn diese Führungen zu Erdbeben werden, dann ist es dazu zu spät.

"Woher stamme ich?" Das Aufregende und Gewaltige daran ist, dass dieses "Von- Gott- Geboren- Sein " schon gelebt werden darf; dass dieses Neue schon da ist. Mitten in dieser Welt ist es schon vorhanden. Mitten im Zerbruch geschieht ein Aufbruch; mitten im Untergang gibt es ein Leben, das mich fest gründet. Statt der großem Abrechnung, die wir eigentlich verdient hätten, geschieht Gnade. Und das ist nichts Abgestandenes, das nur unsere Väter erlebt haben, sondern das ereignet sich immer wieder. Dieses Leben aus Gott darf ich immer wieder empfangen. Verstehen wir es, dieses von Gott geschenkte Leben ganz auszukaufen und ganz auszunützen. Auch wenn damit Kleinarbeit verbunden ist, es bringt uns mit der lebendigen Macht und den Dimensionen Gottes zusammen. Und nur damit bekommen wir wieder ein erleuchtetes Angesicht.

"Woher stamme ich?" Christen haben diesbezüglich drei Erlebnisse, die zu ihren drei Bekenntnissen werden. Und das will uns dieser Text nahe bringen: 1) Jesus ist der Christus! 2) Die Gebote Gottes sind leicht. 3) Unser Sieg besteht darin, dass wir die Welt überwinden.

 

1) Ich glaube und bekenne, dass Jesus der Christus ist. Oder: Wer von Gott geboren ist, der weiß, dass Jesus der Christus ist. Das ist die Mitte meiner erlebten Geburt von Gott.

Der größte Ausfluss der Liebe Gottes ist sein Kommen in Jesus auf diese Welt. Als am Karfreitag der größte Frevel begangen wurde und die Welt eigentlich hätte untergehen müssen, geschah gleichzeitig das Größere, dass sich Jesus buchstäblich zwischen uns und Gott geworfen hat. Damit wurde er zum Mittler des Neuen Bundes. Dieser Sieg und diese Erhöhung Jesu ist seit Ostern endgültig. Durch ihn gewinnt Gott die Menschen seiner Schöpfung wieder zurück. Jesus allein ist seitdem der Hirte der Schafe, der Weinstock der Reben, der Bischof der Gemeinde. Er ist uns wie eine Lokomotive vorgespannt und reißt uns durchs Leben und durch den Tod hindurch.

Die Bibel, die Kirchengeschichte und auch unser heutiges Zeitgeschehen ist voll von leidenschaftlichen Naherwartungen Jesu. Er will unser Herr und Meister sein. Er schaltet sich allmächtig in unsere Lage ein. Er ist unerschütterlich nahe da. Warum sind wir da oft so ungläubig? Entdecken wir doch wieder neu diesen Jesus, der der Christus ist. Dann rührt sich wieder etwas in unserem Leben. Und keine Minute ist dann mehr langweilig, weil er ein atemberaubendes Programm für uns bereit hat, das unsere volle Verantwortung fordert. In Jesus sieht uns Gott gnädigst an, hat er sein Auge auf uns geworfen, interessiert er sich für uns. Dadurch haben wir eine große Würde bekommen, die uns niemand mehr nehmen kann; weder die Allernächsten noch die Allerfernsten; weder die Familienangehörigen, noch die Nachbarn oder Arbeitskollegen; weder die eigenen Glaubensbrüder, noch die Kirche mit ihren Prominenten. Es gibt somit keinen Grund zur Klage, zur Anklage, zum Geifern oder gar zum Giftspucken; sondern nur den Grund zum Lob Gottes und zum ganzen freiwilligen Einsatz unseres Lebens.

Die lebendige Jesusbeziehung ist das Herzstück unseres Lebens. Ps 73,25f: Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Die neutestamentliche Gemeinde ist von Jesus fasziniert. Er ist für sie der von Gott auserwählte und kostbare Eck- und Grundstein. Mit unserer Gottesliebe verlagert sich der Schwerpunkt unseres Lebens aus uns heraus zu Christus hin.

Solch ein lebendiges Jesus- Verhältnis fällt uns in guten Zeiten nicht schwer. Hier gilt es auch, sich darin einzuüben. Aber ein gereiftes Jesus- Verhältnis bekommt man erst in den Zeiten, die wir Menschen als die schweren Zeiten bezeichnen, in denen es oft blitzt und kracht. Dann haben wir einen Halt in Jesus. Dann wissen wir um seinen Weg, wo sonst viele ratlos sind und bleiben, führungslos dahin trotteln und jeder Irrlehre verfallen.

Im Text heißt es: Wer da "glaubt", dass Jesus der Christus ist! Solcher Glaube ist nicht nur ein Dafürhalten, sondern dahinter steckt eine ganze Lebenshaltung vollen Vertrauens in Jesus Christus. Dieser Glaube ist eine Schlüsselstellung in unserem Leben, mit der uns der Zugang zur Allmacht Jesu ermöglicht wird. In solchem Glauben sind wir Christusträger! Der Christopherus musste öfters seinen Herrn wechseln, bis er Jesus als den größten Herrn erkannte. Wer diesen Jesus erkannt hat, der braucht seinen Herrn nicht mehr zu wechseln, denn er ist schon auf dem letztgültigen Weg.

Ich glaube und bekenne, dass Jesus der Christus ist.

 

2) Ich glaube und bekenne, dass die Gebote Gottes leicht sind. Oder: Wer von Gott geboren ist, dem werden die Gebote Gottes leicht.

Die Gebote sind letztlich keine Verbote, das sagt uns schon das Wort selbst. Mit ihnen tritt Gottes guter und heilsamer Wille zu uns. Sie wollen uns nicht in Schach halten, sondern helfen und geben uns Richtlinien in die Hand. Wenn ich die Gebote halte, dann fällt damit Gottes schöpferische Liebe in mein Leben herein. So wie Jesus zu den Kranken sprach: Du sollst gesund werden; so spricht Gott in jedem Gebot sein schöpferisches: „Du sollst ....“ zu uns.

Wir können hier nicht über die einzelnen Gebote sprechen. Aber über den Geboten als Gesamtes kann man sagen, dass wir durch sie unsere rechte Stellung im täglichen Leben erfahren und einnehmen. Unser Christsein hat folgenreiche Konsequenzen. Wir frisieren uns die Gebote nicht zurecht, sondern wir beachten sie ganz konsequent. Wir werden deswegen im Leben nicht engstirnig und beängstigt, sondern gefestigt und verantwortlich. In den Geboten Gottes finde ich Befreiung von allem Götzendienst und Orientierung fürs wahre Leben.

Christus versklavt mich nicht zum Gehorsam, sondern er befreit mich zum Gehorsam. Die Macht des Gehorsams beinhaltet Kraft und Vollmacht. Ich spreche dann nicht mehr: „ Ich will das und jenes tun “ , sondern : „ Herr, was willst du, dass ich tun soll?! “ Und dabei erfahre ich Gottes starken und vollmächtigen Willen. Und wenn Gott in meinem Leben sprechen kann: "Ich will das und jenes tun!“, dann geschieht das auch. Dann geschieht das ohne meine Leistung, nur durch meinen Gehorsam.

Natürlich sind uns die Gebote oft auch Korrektur, aber nur in der Sicht der Hilfe Gottes. Eine Rebe am Weinstock bringt Frucht ohne Anstrengung, Zwang und Ächzen. So dürfen wir die Gebote sehen und an uns wirken lassen.

Zusätzlich verhelfen uns die Gebote Gottes dazu, uns ganz für die Gerechtigkeit Gottes einsetzen zu können. Hier geben wir unser ganzes Leben als ein Opfer hin, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist.

Also handeln wir nie eigenwillig, sondern lernen wir die Macht des Gehorsams kennen, dazu uns die Gebote Richtschnur sind. Nur solcher Gehorsam trägt uns durch alle Prüfungen, Anfechtungen und Schwerem hindurch; nimmt uns auch gnädigst alle Illusionen und lässt uns das wahre Leben finden.

Umgekehrt kann man genauso sagen: Nur unser persönlicher Ungehorsam, - also unsere unwilligen, gottabweisenden Bestrebungen -, verhindert und unterbricht Gottes Handeln. Nur damit grabe ich mir mein eigenes Grab, produziere ich meine eigenen finsteren Nächte, weil ich damit den Lebensfaden zu Gott abschneide und durchschlage. Nicht die anderen oder die Umstände sind dann daran schuld, sondern ich selbst, ich ganz allein.

Wer Gott verliert, der verliert alles. Und wer Gott gewinnt, der gewinnt alles. Und das hängt sehr viel mit den Geboten Gottes zusammen, die uns zum Leben bewahren wollen.

Somit glaube und bekenne ich, dass die Gebote Gottes leicht sind.

 

3) Ich glaube und bekenne, dass unser Sieg darin besteht, dass wir diese Welt überwinden. Oder: Wer von Gott geboren ist, besiegt und überwindet die Welt.

Gerade Johannes betont, dass diese Welt dem Bösen verfallen ist und sehr viele Menschen seine Akteure sind, die wir Christen zu spüren bekommen. Es gibt die kleinsten und die prominentesten Kritiker und Gegner des Reiches Gottes.

Und der Teufel will unser Abstrampeln, unser Verderben und unseren Untergang. Gott aber will unsere Bewährung, dass wir das alles überwinden und besiegen.

Nun ist es nicht ganz so einfach mit dieser Bezeichnung der "Welt". Das kann etwas sein, was von außen in uns eindringen will. Das kann aber genauso etwas sein, was noch tief in unserem Herzen vorhanden sein kann. Auf alle Fälle sind es all die Dinge, die uns von Gott und seinem Auftrag abhalten wollen. Oft ringen da Gott und sein Widersacher um unser Leben und unserem Gehorsam. Oft will sich unser Fleisch dem Geistlichen durch Trägheit, Torheit und Eigenwilligkeit entziehen.

Aber Christus hat die Werke des Teufels zerstört und damit die Welt besiegt. Und daran dürfen wir teilhaben. Nicht die Welt ist stärker als Gott, sondern Gott ist stärker als diese Welt. Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?

Es gibt den Sieg Jesu für uns über alle Verführungen zur Sünde, über alle Vergiftung der Lebensatmosphäre, über alle Unwahrhaftigkeiten, Misstrauen und Feindschaften, über alle Hoffnungslosigkeit, Zweifel und Verzweiflung.

Wir sind zwar in diese Welt hineingeboren und unsere Dienste gelten auch ganz den Menschen dieser Welt. Und doch leben wir den Exodus, den Auszug aus dieser Welt. Echt gelebtes Christentum lässt sich nicht mehr von dieser Welt täuschen, irreführen und gefangen nehmen. Sie sammelt sich nicht mehr Schätze auf dieser Erde, sondern im Himmel Gottes. Ihr Halt liegt außerhalb dieser Welt, weshalb sie auch diese Welt besiegen und aus den Angeln heben kann.

Es heißt hier ausdrücklich: Ihr Glaube ist dieser Sieg. Alle anderen Kampfmittel versagen in diesem Kampf: Kraft, Macht, Einfluss, Amt, faule Tricks usw.

Es heißt nicht, dass wir den Himmel auf Erden haben, denn dazu sind wir zeitlebens unterwegs, sondern wir überwinden diese Erde und die letzte Überwindung gilt für den Tod.

Wie sieht dann unsere rechte Stellung in dieser Welt aus? Wir sollen schon mit beiden Beinen in dieser Welt stehen. Alle unsere Anliegen, die zu tun haben mit unseren Familien, Berufen, Geld verdienen, Häuser bauen und den Diensten an Menschen sind richtig, wesentlich und ja nicht zu vernachlässigen. Aber all dieses zeitliche Leben ist das Vorletzte, das dem Letzten dienen soll. Auch Christen haben eine starke Lebensbejahung, nur mit dem einen Unterschied, dass ihnen alles zum Segen gereicht, während sonst alles dem Fluch unterliegt. Hierzu müsste noch vieles gesagt werden, aber ich muss hier abbrechen.

Ich glaube und bekennen, dass unser Sieg darin besteht, dass wir die Welt überwinden.

 

Das Spezielle unseres Christseins ist die Geburt von Gott als ein Gottesgeschenk. Diese Geburt erlebe ich durch die Entdeckung Jesu, als den Christus. Als Folge davon werden mir die Gebote Gottes leicht und darf ich die Welt überwinden. Dabei erlebe ich einen Herrschaftswechsel: Gott wird in meinem Leben zur entscheidenden Größe, demgegenüber alles andere ihr Gewicht und ihren Glanz verliert. "Woher stamme ich?" Ich darf ein von Gott Geborener sein!


Bruder Georg


 


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